Bevor sie jetzt völlig in seitenweisem, grausam-apodiktischem Rationalisieren untergeht, möchte ich
Setis Antwort von vor nur 36 Stunden einmal loben (einige Auszüge, die mich besonders interessierten):
Oder wollte er vielmehr eine Utopie beschreiben, die man als Leser für erstrebenswert halten sollte und die weitgehend seinen eigenen Ansichten entsprach? Letzteres fände ich nämlich wirklich schauderhaft.
Ich denke, diese "Utopie"-Aussage ist auf jeden Fall die, die Heinlein interessierte. Dass der in seinen Augen ideale Mensch "nah" an der erkämpften Freiheit agieren sollte, war ja nebenbei nachher auch in seinem m.E. politischeren
Mondrevolutionsroman Thema.
Und spätestens ab dem Punkt, als Johnny überm Berg ist – was auf mich wie das Brechen seines freien Willens wirkte – wurde die Lektüre immer unangenehmer, weil der Johnny aus dem ersten Kapitel zunehmend wie das zu erreichende Ideal erschien.
[..]
Johnny wirkte, als hätte man ihm komplett seine Menschlichkeit ausgetrieben. Ich wüsste nicht, was daran erstrebenswert sein sollte – falls Heinlein tatsächlich darauf abzielte, eine positive Utopie zu verfassen. Nur als Lieutenant Rasczak fiel, war Johnny am Boden zerstört
Das kam mir wie die ungewollte Dokumentation einer Zeitreise vor. Als Heinlein das Buch schrieb, war ich noch ein Kind, aber ich erinnere mich an die 60er und 70er größtenteils so, dass dieses Männerbild damals sehr breit akzeptiert war. Der wahre Mann ist kein Kind mehr, er tut was getan werden muss, und der beste Ort dies zu erlernen, sei das Militär. Heinlein hat m.E. mit ST damals diesem Gestus für die von ihm hier erdachte Zukunft noch eine Grundierung gegeben.
Ich war wie du,
Seti, Kriegsdienstverweigerer, denn meine damalige Heimat befand sich in einem "kleinen" Krieg, als ich im "rechten" Alter, Mitte zwanzig, war. Genau wie wohl in ST, in einem Krieg, der "unabwendbar" war, den sie aber in Wahrheit zu einem großen Teil mit angezettelt hatten. Ich sah absolut nicht ein, dass hier irgend etwas verteidigt wurde, dass mir einen derartigen Einsatz wert schien. Im Gegenteil, es ging um das kampfhafte Propagieren eines (anti-kommunistischen) Dogmas, das mir schon wenige Jahre danach, bis heute, sehr fragwürdig vor kam.
Eines der Dinge, die ich an ST am meisten unsympathisch finde - wobei gesagt werden muss, dass es zusammen mit
Ewiger Krieg eines der Bücher wäre, die ich in einen SF-Kanon dabei haben wollen würde - wurde hier im Thread meines Wissens noch gar nicht erwähnt: Diese Aesopsche Extremisierung der Bösen anhand deren extremer (nicht-menschlicher) Fremdheit, und dem gewaltigen und so bedrohlichen Wirkungsgrad ihrer Waffen (Auslöschung eines guten Teils des südamerikanischen Kontinents). Sie sind so böse, dass irgendein Argument gegen die Verteidigung nur extrem egoistisch - oder feige - wirkte. Da Heinlein nie selber Soldat war, ist dies evtl. der psychische Kern seiner Motivation, den Roman zu schreiben, anzudeuten, dass er in SO einer Situation natürlich auch alles geben würde? (Dann wäre Heinlein Ricos Vater!
)
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)